0 Erzählendes Klagelied. 1 Er hat zwei Herren; der eine, der xūpatow-Herr wohnt in der Stadt, der andere, der xāŕikow-Herr ist bei den Renntieren. 2 Renntiere hat er (näml. der Herr) zweitausend. 3 Sein eigener Name ist "Der Jüngste der Drei wera". 4 Er hat eine Schwester, seine jüngere Schwester besorgt das Zelt und kocht. 5 Der Name seiner Schwester ist "Ihr Haar ist der Brennessel ähnlich". 6 Der xāŕikow-Herr sagte ("sagend trug vor"): "Jüngster der Drei wera, fährst du in das grosse Dorf?" 7 Natürlich komme ich zu dem gleichen Vergnügen. 8 Heute ist in dem grossen Dorf ein hoher Festtag. Jüngster der Drei wera, fange für mich die Renntiere! 9 Der Jüngste der Drei wera sagte: "Welche (von diesen) nimmst du?" 10 Selbst weisst du es. 11 Der Jüngste der Drei wera nahm seinen Lasso und zwei Lenkriemen, begab sich zu der Herde, kam bei der Herde an. 12 Nach den vier weissen Renntierochsen des xāŕikow-Herrn warf er nur viermal, dann band er sie. 13 Seinen Lasso wickelte er wieder zusammen, vier Bunte fing er wieder damit, vier Bunte band er wieder. 14 Er ging auf das Zelt zu. 15 Acht Renntierochsen: vier weisse Ochsen, vier bunte sind es. 16 Er traf bei dem Zelte ein. 17 Der xāŕikow-Herr hat seinen Sowik-Pelz angezogen. 18 Acht Renntierochsen hat er schon angeschirrt. 19 Der Jüngste der Drei wera betrat das Zelt. 20 Er bat seine Schwester um die Stiefel für sich, sagte: "Gib mir die Stiefel! Ich ziehe sie an. Gib mir meine Malitsa!" 21 Seine Schwester sagte: "Zeche nicht sehr, dein Schnaps möge bleiben!" 22 Sie sagte doch: "Die Angelegenheit des Russen ist falsch." 23 Der xāŕikow-Herr draussen ruft, sagte doch: "Treibe die Renntierochsen zu mir!" 24 Wir begaben uns so zwei Fahrstrecken, wir kamen so in ein kleines Dorf. 25 Wir verliessen so das kleine Dorf. 26 Von diesem Platze gingen wir wieder zwei Fahrstrecken, trafen so in dem grossen Dorf ein. 27 Wir gingen so in den Hof des xūpatow-Herrn hinein. 28 Der xūpatow-Herr kam aus dem Hause heraus. 29 Feiertags ist er in ein teueres Gewand gekleidet. 30 Der xūpatow-Herr hat die Hand ausgestreckt. 31 Sagte doch der Jüngste der Drei wera: "Freund, guten Tag!" 32 Der xūpatow-Herr sagte: "Tretet ein!" 33 Er zog seinen Sowik-Pelz aus. 34 Wir traten zu dritt hinein. 35 In dem hellen Zimmer liess er uns beide setzen. 36 Wir setzten uns so auf Stühlen. 37 Allerlei Speise, alles brachte er, er gibt immer wieder Branntwein. 38 Ich wurde beinahe betrunken. 39 Der xūpatow-Herr sagte: "Jüngster der Drei wera möge bei mir einen Sommer bleiben! Ich habe keinen Jagdkameraden." 40 xāŕikow sagte: "Ich brauche ja auch ebenfalls meinen Renntierhirten." 41 Der Schnaps des xāŕikow-Herrn ist immer eingegossen. Ich habe beinahe einen Rausch bekommen. "Ich bleibe doch jetzt nicht." 42 xāŕikow sagte ja: "Die vier weissen Renntierochsen bringe nach Hause!" 43 Sie banden die vier weissen Renntierochsen hinter seinen Schlitten. 44 Der xūpatow-Herr sagte: "Dein Schlitten ist nun voll. Semmel, Weizenbrot, einundeinhalb Wedro Branntwein habe ich aufgeladen." 45 Jüngster der Drei wera, begib dich nach Hause! 46 Ich ging nach Hause. 47 Ich verliess das kleine Dorf. 48 Zwei Renntierfahrer kamen von vorn den Weg entlang. 49 Wir hielten zusammen an. 50 Sie sagten also: "Du bist aber sehr betrunken gewesen." 51 Ich sagte so: "Ich habe viel Branntwein." 52 Ich ergriff ein halbes Wedro. 53 Wir setzten uns dort an den Weg. 54 In einen eisernen Becher begann ich zu giessen. 55 Die Augen verdunkelten sich. 56 Ich hob meinen Kopf. 57 Ich habe auf dem Wege gelegen. 58 Ich bin beinahe erkältet. Es ist kein Schlitten, es ist nichts da. 59 Wohin begebe ich mich? 60 Ich gehe doch nach Hause. 61 Mein Kopf tut weh. 62 Ich gehe so zu Fuss den Weg entlang. 63 Von vorn kam ein Renntierfahrer: eine Jungfrau, meine jüngere Schwester. 64 Drei schwarze Renntierochsen hielt sie neben seiner Seite an. 65 Sie sagte doch: "Was ist geschehen?" 66 Meine Renntiere, acht Renntierochsen mit dem Schlitten sind verloren gegangen. 67 Sagte doch seine Schwester: "Bringe diese meine drei Renntierochsen mit dem Schlitten! Begib dich, das kleine Dorf rechter Hand, gehe, das grosse Dorf wieder rechter Hand! Hinter dem Dorfe kommst du auf einen grossen Weg. Fahre längs jenes Weges! Es kommt ein kleines Haus, dieses Haus lass zurück! Dann begibst du dich wieder (weiter), abermals kommst du zu einem dritten Hause. Die acht Renntierochsen werden dort angebunden sein. Sie zechen noch." 68 Seine Schwester spricht also: "Schlage sie nicht! Diesen deinen Weg komme wieder zurück!" 69 Sagte sie doch: "Ich begab mich zurück." 70 Ich traf in meinem Zelt ein. 71 Ich schirrte meinen Schlitten ab. 72 Ich trat in das Zelt hinein. 73 Die Jungfrau, meine jüngere Schwester, brachte das Wedro herein. 74 Nachdem er viel Essen gebracht hatte, leben wir gut. 75 Das Wetter des Vorwinters bleibt gut. 76 Die Sonne stieg hoch, der Schnee begann zu schmelzen. 77 Ich gehe doch wieder in das grosse Dorf. 78 Dort trieb ich zweitausend (Renntiere) neben das Zelt, dort trieb ich doch vierhundert Renntierochsen in einen Kreis. 79 Vier rötliche band ich, vier rötliche schirrte ich an, ich begab mich zu fahren. 80 Einen Tag lang fährt er. 81 Um Mittag hielt ich im grossen Dorfe an, bei dem Hause des xūpatow-Herrn und xāŕikow-Herrn machte ich halt. 82 Meine zwei Herren kamen zusammen. 83 Der xāŕikow-Herr hat die Hand ausgestreckt, die Hand des xūpatow-Herrn ist auch ausgestreckt. 84 Der Jüngste der Drei wera trat hinein. 85 Sie bereiteten allerlei Speise, stellten (sie) auf den Tisch. 86 Schnaps ist ausgegossen. 87 Mir wurde beinahe etwas heiss. 88 Ich sagte so: "Die Euter unserer Renntiere wurden gross. Deine Esswaren, wann machst du sie fertig?" 89 Der xāŕikow-Herr sagte: "Der Jüngste der Drei wera, ich komme selbst um mich zu erkundigen." 90 Der xāŕikow-Herr sagte also: "Ich lebe hier zwei Wochen. Die dritte Woche komme mit den Schlitten!" 91 Der Jüngste der Drei wera sagte: "Wieviel Schlitten sollen es sein?" 92 Sagte doch der xāŕikow-Herr: "Zwanzig Schlitten sind notwendig." 93 Ein halbes Wedro (Branntwein) nahm ich mit mir, Speise nahm ich mit. 94 Ich begab mich nach Hause. 95 Ich machte meinen Schlitten los. 96 Meine jüngere Schwester sagte doch: "Du bist aber jetzt gut gewesen." 97 Ich trat in das Zelt. 98 Er sagte zu seiner jüngeren Schwester: "Ich habe ein halbes Wedro von meinen Herrn gegebenen Branntwein, es ist in der hinteren Seite des Schlittens." 99 Sie brachte mir Branntwein, sie stellte es neben meine Knie. 100 Gib mir einen Schnaps! 101 Ich nehme keinen Schluck. Trinke selbst! 102 Ich goss in einen eisernen Becher, ich trank zwei Schnäpse. 103 Die Jungfrau, meine jüngere Schwester "Ihr Haar ist der Brennessel ähnlich", meine jüngere Schwester trank kaum. 104 Wieder zwei Schnäpse trank ich selbst. 105 Meine jüngere Schwester sagte so: "Jüngster der Drei wera, du wirst leiden." 106 So zeche ich die ganze Nacht, trinke selbst. 107 Jungfrau, meine jüngere Schwester, nimm wieder einen Schnaps! 108 Meine jüngere Schwester sagte so: "Ich mag nicht." 109 Ich gebe mit Gewalt, kaum nahm sie in ihre Hand. 110 Meine jüngere Schwester, trinke doch! 111 Sie trank. 112 Du wirst leiden. 113 Dieses (dein) Leiden ist kein Leiden. 114 So gut leben wir wieder, zwei Wochen wir so leben. 115 Die dritte Woche ist gekommen. 116 Mache meinen Schlitten in Ordnung! 117 Zweitausend (Renntiere) trieb ich neben das Zelt, vierhundert Renntierochsen trieben wir in einen Kreis. 118 Für zwanzig Schlitten band ich die Renntierochsen. 119 Er sagte zu seiner jüngeren Schwester: "Schirre deinen Schlitten an! Wir wollen uns in das grosse Dorf begeben!" 120 Wir brachten zwanzig Schlitten fort. 121 Mitten am Tage, hielten wir in dem grossen Dorfe, im Hofe des xūpatow-Herrn, und des xāŕikow-Herrn an. 122 Jüngster der Drei wera, da bist du ja wirklich! 123 Der Jüngste der Drei wera sagte: "Ich habe kein Anliegen." 124 Ich trat hinein. 125 Im Hause des xūpatow-Herrn ist Schnaps ausgegossen. 126 Irgendwann hörte man den xāŕikow-Herrn also sagen: "Begib dich hinaus, wenn du mit dem Essen aufgehört hast! Ich habe keine Angelegenheit." 127 Sagte doch der xūpatow-Herr: "Sei ein andermal bereit!" 128 Der xāŕikow-Herr, er sagte: "Seitwärts werde ich nicht sein, an der Mündung des Kalben-Flusses, dort werde ich leben." 129 Es wurde gegen Abend. 130 Der Jüngste der Drei wera sagte: "Lasst uns dann gehen! Es wurde dunkel." 131 Wir kamen nach Hause, meine Renntierochsen schirrte ich aus. 132 Der xāŕikow-Herr ist in das Zelt getreten. 133 Das Weib des xāŕikow ist eine schöngesichtige Frau. 134 Der xāŕikow-Herr sagt zu seiner Frau: "Bringe mir Branntwein! Bei den Renntieren habe ich nichts zu tun." 135 Er sagte: "Jüngster der Drei wera, setze dich hierher!" 136 Der xāŕikow-Herr hat ein kleines Schnapsfass aus Kupfer hereingebracht. 137 Die ganze Nacht zechen wir so. 138 Während wir so trinken, graute der Tag. 139 Der xāŕikow-Herr ist ganz wortlos. 140 Sagte doch der Jüngste der Drei wera: "Wir haben sieben Tage gezecht." 141 Die Jungfrau, die jüngere Schwester sagte doch: "Lange sauft ihr. Es genüge doch!" 142 Der Jüngste der Drei wera erhob sich hinaus. 143 Zweitausend haben mit Kalben aufgehört. 144 Ich sagte so: "Es muss umgezogen werden, an die Mündung des Kalben-Flusses muss umgezogen werden. Es kam die Ankunftszeit des xūpatow-Herrn." 145 Dann begaben wir uns auf die Umzugsreise. 146 Wir gingen zwei Fahrstrecken. 147 An der an der Mündung des Kalben-Flusses befindlichen Landzungenanhöhe, dort lagerten wir. 148 Das Boot des xūpatow-Herrn mit den drei Segeln wurde sichtbar. 149 Nachdem wir uns gelagert hatten, zechen wir wieder. 150 Sie hielten ihr Boot an, in dem Boote sind zwanzig russische Arbeiter. 151 Der xūpatow-Herr brachte fünf Russen. 152 Sagte doch (zu dem Jüngsten der Drei wera): "Du bist noch betrunken." 153 Ich sagte also: "Ich bin nicht sehr betrunken." 154 Ich sagte also: "Ich muss meine eigene Büchse mit dem Messinglaufe, die ich zum Eisbärfang verwende, mitnehmen." 155 Der Jüngste der Drei wera sagte: "Ich bin eingeschlafen, ich weiss nicht, ob wir stehen oder ob wir gehen." 156 Der xūpatow-Herr sagte: "Jüngster der Drei wera, die Zeit deines Aufstehens kam." 157 Ich stand auf hinaus. 158 Ich reibe so meine Augen, blicke, es ist wieder kein Land, es ist nichts. 159 Der xūpatow-Herr sagte: "Ist es schlecht zu essen?" 160 Ich sagte so: "Mein Kopf ist noch krank." 161 Der xūpatow-Herr gab eine Tasse (Branntwein). 162 Ich sagte so: "Gib mir eine zweite! Meine Augen werden gut." 163 Nachdem ich dort die zwei Tassen getrunken hatte, nahm ich die mit dem Messinglaufe auf meine Schulter, um den Hals nahm ich meine Pulverhörner. 164 Ich sagte so: "Halte doch am Rande des erdähnlichen Eises an!" 165 Sie hielten das Boot des xūpatow an, warfen auf das Eis den Anker. 166 Ich sagte so: "Kommt mit einem kleinen Boot!" 167 An der Spitze des Eises liegen sie ganz lang (nämlich die Seehunde). 168 Ich lud meine Büchse mit dem Messinglaufe. 169 Die Füsse von drei Seehunden sind wie Wurzeln. 170 Einen schossen wir. 171 Die anderen Seehunde tauchten in das Wasser. 172 Von dieser Stelle abermals ein wenig vorwärts begab ich mich wieder. 173 Die mit dem Messinglaufe lud ich wiederum. 174 Es sind fünf Seehunde, drei davon blieben übrig. 175 Sieben Russen sind in dem Boot gekommen. 176 Ich sagte so: "Sind eure Töpfe gar?" 177 Die Russen sagten so: "Unsere Töpfe sind gar." 178 Ich setzte mich in das Boot. 179 Wir erreichten so das grosse Boot. 180 Der xūpatow-Herr trug vor, er sagte so: "Eine kurze Zeit gingst du, etwa dreihundert Rubel verdientest du." 181 So jage ich, drei Wochen jage ich also. Das Boot von xūpatow ist voll von der Beute des Meeres. Die vierte Woche kam. 182 Der xūpatow-Herr sagte: "Genug, mein Boot ist voll, Beute ist viel". Er zog das Segel auf. Am Rande des anderen Eises gleiten wir (langsam). "Werft den Jüngsten der Drei wera ins Wasser als Opferkopf!" 183 Ich sagte so: "Lasset näher zurück!" 184 Die mit dem Messinglaufe warf ich auf das Eis. Hinter meiner Büchse sprang ich selbst. 185 Jüngster der Drei wera, an diesem Platze lebst du nicht lange. 186 An dieser Stelle weine ich sieben Tage. 187 Nachdem ich so mit meinem Weinen auf gehört hatte, zerschlug der Wind das grosse Eis, mein Eis zerbrach in zwei Stücke. 188 Auf das andere grosse Eis sprang ich. 189 Das Ende dieses grossen Eises (dieser Eisscholle) ist nicht zu sehen. 190 So lebe ich. 191 Ein Eisbär ist ganz dichthaarig, er geht an mir vorbei. 192 Ich ergriff die mit dem Messinglaufe, schoss sie krachend ab, er fiel gerade auf die Nase. 193 Ich zog ihn ab, ass rohes Fleisch, mein Herz wurde gut. 194 Ich bewahrte ihn auf, in den Schutz des Eises, dort brachte ich ihn in Verwahrung. 195 Auf das Fell des Bären legte ich mich schlafen. 196 Während ich so schlafe, stehen die Sachen gar nicht schlecht. 197 So lebe ich, weine immer wieder und lege mich wieder schlafen. 198 Ich weiss nicht, ob es wohl Mittsommer ist, ich vergesse den Tag. 199 Das Fleisch meines Bären ging zu Ende. 200 Ich erhob mich auf die Füsse. 201 Beim Umherblicken ist das Ende meines Eises nicht sichtbar, seine Breite sieht man, in der Breitenrichtung sieht man, zwei Wasser sind sichtbar; in der Längsrichtung sieht man nicht. 202 Mein Bärenfell nahm ich auf meine Schultern . 203 So wandere ich zu Fuss, zum anderen Ende gehe ich so zu Fuss . 204 Ein Eisbär wandert so zwischen dem Eise . 205 Wieder lud ich meine Büchse mit dem Messinglaufe, er kam wieder näher, geht so . 206 Ich legte meine Büchse auf das Eis, meine Büchse knallte, der Eisbär sprang dreimal auf . 207 Dort zog ich (ihn) wieder ab, gut zog ich ihn ab . 208 Er zog ihn für eine Malitsa ab . 209 Bei Regenwetter halte ich ihn als Sowik-Pelz . 210 An dieser Stelle ging die Mitte des Sommers augenscheinlich vorüber . 211 So lebe ich . 212 Das Eis wurde beinahe klein . 213 Von diesem Platze werfe ich wieder meinen Kopf, (nach meinem Verständnis) kam Herbstwetter . 214 Zu dieser Zeit bekommen die männlichen Renntiere neues Haar . 215 Wieder schlief ich ein . 216 Das Eis ist abermals kleiner geworden . 217 Wiederum hob ich meinen Kopf, zu dieser Zeit schneit es auf dem richtigen Lande . 218 Ich warf abermals meinen Kopf, so schlief ich ein . 219 Über meinem Kopf hörte man sprechen: "Jüngster der Drei wera, du stirbst scheinbar. Versuche doch auf die andere Eisscholle (zu kommen)! An dieser Stelle stirbst du wahrscheinlich." 220 Ich erhob mich auf die Füsse . 221 Ich blicke nach beiden Seiten: es ist niemand da, zwischen die Wolken ging ein Schwan. 222 Diese unter mir befindliche Eisscholle wandert schnell mit einer zweiten zusammen, die zwei Eisschollen gehen rasch zusammen. 223 Die anderen Ränder der beiden schlugen aneinander, die Stücken der unter mir befindlichen Eisscholle fliegen auseinander. 224 Mein Bärenfell warf ich auf die grosse Eisscholle, die mit dem Messinglaufe warf ich. 225 Nach meiner Büchse sprang ich wieder. 226 Auf dem Eise ein wenig vorwärts, begann ich wieder zu schreiten. 227 Ich bekam Hunger. 228 Zwischen dem Eis wandere ich so. 229 Ein Eisbär sprang auf das Eis, er ist nicht sehr gross. 230 Ich lud wieder meine Büchse, ich lehnte mich an den Rand des Eises. 231 Er sprang dreimal auf, ich begab mich neben ihn, da war kein Leben (mehr). 232 Der von mir gehaltene Sowik hat angefangen die Haare zu lassen. 233 Ich zog meinen Sowik aus, warf ihn weg. 234 Ich zog (ihn) unversehrt ab. 235 Sehr fett war er. 236 Gut esse ich ein wenig. 237 Wieder schlief ich neben meinem Fleisch ein. 238 Nachdem ich mit meinem Schlafen zu Ende war, setzte ich mich. 239 Der herrliche Tag ist sehr warm. 240 Mein Fellchen schabte ich sehr gut mit dem Messer ab, so wurde es trocken. 241 Unter dem Kinn schnitt ich es rund. 242 Seine zwei Tatzen schnitt er an Stelle von Ärmeln. 243 Ich wendete mein Bärenfellchen um, ich schnitt es in Handlänge. 244 Ich zog mein Bärenfellchen an, bis an die Knie reichte es. 245 Das Ende der Schnauze schnitt ich ab, legte das Ende der Schnauze auf das Eis. 246 Einen recht guten Sowik machte ich aus jenem Bärenfell von mir, nähte es mit seinem eigenen Fell. 247 Wieder zog ich es an, ganz prächtig ist es. 248 Wieder kam die Herbstseite. 249 So lebe ich. 250 Abermals schlief ich ein. 251 Ich hob meinen Kopf, meine grosse Eisscholle ist wieder klein geworden. 252 Der vierte Sommer ist hinter mir geblieben. 253 Während ich schlafe, lege ich mich wieder fortwährend schlafen. 254 Meine Eisscholle wurde langsam kleiner. 255 Wohin begebe ich mich (fort)? 256 Mein Eis nahm die Grösse des Fussbodens eines grossen Zeltes an. 257 Ich warf meinen Ring ins Wasser, dieser Ring bringt mich wahrscheinlich nicht ins Leben. 258 Wieder schlief ich ein. 259 Ich weiss nicht, wie lange ich geschlafen haben mag, abermals kam der grosse Mittsommer. 260 Jetzt sterbe ich offenbar, es ist kein Eis in der Nähe, es (nämlich mein Eis) ist so gross wie ein Frauenschlitten geworden. 261 Vor die Spitze des Eises blicke ich in das Wasser, ein wie Feuer brennender Ring klirrt dort. 262 Ich fing ihn ein, das von mir gehaltene Eis haftet beinahe fest. 263 Land kam in Sicht, es ist nicht weit für einen guten Menschen. 264 Mein Eis begann wieder vorwärts zu gleiten. 265 Es ist ein kleiner Wind. 266 Abermals fängt es an zu gleiten, wiederum hält es an. 267 Nach einiger Zeit haftete es gänzlich fest. 268 Die mit dem Messinglaufe steckte ich unter das Wasser aufrecht, ich versuche mal, ob es seicht ist. 269 Wieder steckte ich sie hinein, es ging bis zu den Schultern. 270 Ich begab mich langsam auf das Land zu. 271 Die Augen sehen dunkel. 272 Auf das Land zu wandere ich so. 273 Während ich so gehe, reichte das Wasser bis zu den Oberschenkeln. 274 Nach meinem Eise wandte ich mich zu. 275 Dreimal verbeugte ich mich, neigte meinen Kopf: "Einen sterbenden Menschen hast du gerettet." 276 So landete ich auf dem Ufersand. 277 Den Ufersand entlang, etwa fünfzig Klafter weit, kam ich wohl. 278 Ein Fahrer ist gegangen, er hat vier (Renntier)ochsen gehabt. 279 Die Spuren ihrer Klauen haben die Länge von Elchschritten. 280 Sein Schlitten wieder ist ziemlich breit gewesen. 281 Die mit dem Messinglaufe warf ich quer auf die Schlittenspuren, ich begann zu messen. 282 Der Lauf der Messingläufigen ist eine Klafter lang, der Flintenschaft ist darauf. 283 Das ist das Mass. 284 Ich dachte für mich: ziemlich breit ist sein Schlitten gewesen. 285 Längs der Spuren begab ich mich gebückt, so kletterte ich auf das rechte Land. 286 Nachdem ich das richtige Land erstiegen hatte, setzte ich mich dort auf einen Hügel. 287 Herbstlich war das Wetter. 288 An irgendeiner Stelle hörte man Grunzen, ein männliches Renntier war hörbar, seine Stimme ist knochenähnlich. 289 Ich erhob mich wieder auf meine Füsse. 290 Einigermassen ging ich so. 291 Ich reibe meine Augen, auf dem grossen Erdrücken sind drei Zelte sichtbar. 292 Während ich so schaue, werden die Zelte abgebrochen. 293 Sie brachten ihre Renntiere. 294 Eilig treiben sie ihre Renntierochsen in den Halbkreis, eilig koppeln sie sie in Karawanen. 295 Sehr weit ist es nicht. 296 Während ich so gehe, setzten sich die ersten Karawanen in Bewegung. 297 An den Zeltplätzen blieb eine Karawane. 298 Springend schirrt sie freilich an, treibt in Bewegung, die Schlinge des Kummets fällt, zweimal fiel, das dritte Mal fiel wieder. 299 So kam ich in Hörweite. 300 Ich sagte so: "Mädchen, bringe meine Rede! Ich suche Wärme, ich suche für mich Feuer." 301 Dann setzte sie sich in Bewegung, fuhr geschwind ("ihr Dampf nur ging"). 302 Dort irgendwo erreichte sie wohl die erste Karawane, die kürzlich abgegangene. 303 Bei meinem Schauen lagerten sich gleichsam drei Zelte. 304 Langsam gehe ich so, wieder setze ich mich, wieder stehe ich auf. 305 Ich kam zu dem Zelt. 306 Sie spalten sich Holz aus den vom Meere angetriebenen Stämmen. 307 Drei Hellaugen sassen zusammen. 308 Ich setzte mich auf die Erde. 309 Das Älteste Hellauge sagte: "Dieser unser Kamerad wieder stirbt wahrscheinlich." 310 Sagend trugen sie so vor: "Ziehe deinen Sowik aus!" 311 An der Stelle, die ein wenig getrocknet ist, schlitze ich mit dem Messer auf. 312 Der Älteste Hellauge sagte: "Was für ein Mensch er sein mag, zeigt sein Mund." 313 Dann verbarg er (d.h. legte in den Schlitten) meine Büchse, mit dem Pulverhorn verbarg er sie dort. 314 Langsam trat ich in das Zelt, hinter Hellauge gehe ich so. 315 In die hintere Hälfte des Zeltes dessen sie mich setzen. 316 Die Augen des Weibes von eben wiederum waren schwarz. 317 Im hinteren Teile des Zeltes wiederum ist wegen des Eisenschmuckes vom Weibe des Hellauges nichts zu sehen. 318 Natürlich kochen sie den Topf. 319 Ich legte meinen Gürtel ab, der Älteste Hellauge hängte ihn hinter die Zeltstange. 320 Der silberne Gürtel ist wie das Glänzen der Sonne. 321 Er gab eine Decke. 322 Irgendein Stück ass ich wohl. 323 Mich schläfert, sie gaben mir wieder ein Kopfkissen, da schlief ich ein. 324 Sieben Tage habe ich doch wie tot so geschlafen. 325 Nach einer Woche hörte man sie sprechen, den Alten Hellauge hörte man so sagen: "Ich weiss nicht, lebst du oder bist du gestorben. Wenn er aufstehen würde, würde ich fragen, woher er kam." 326 Meine zwei Zehen bewegte ich langsam, öffnete meine Augen. 327 Meine Augen gingen zu der oberen Öffnung des Zeltes, die kupfernen Zeltstangen entlang gingen meine Augen, sie sind von der Farbe geronnenen Blutes. 328 Dann hob ich meine Decke zur Hälfte weg. 329 Es war eine hellbunte Weiberjacke, die anderen (Stücke) waren aus Biber, es war eine mit Biber verzierte Weiberjacke. 330 Für meine eigene Angelegenheit (d.h. zum Bedürfnisseverrichten) begab ich mich in die Grube. 331 Nachdem ich allerlei Angelegenheiten von mir beendet hatte, schaute ich nach zwei Seiten. 332 Während ich blicke, sind die Schnäbel derselben (nämlich der Schlitten) aus Kupfer, ihre Kufen aus reinem Kupfer. 333 Die von dem Ältesten Hellauge gehaltene Treibstange ist mit Silber verziert. 334 Sein Renntierreichtum wieder: den Rand der Herde sieht man nicht. 335 Nach Beendigung meines Schauens betrat ich das Zelt. 336 Schwarzauge, die Frau des Ältesten Hellauge, schüttete mir mit der Kelle Wasser auf meine Hände. 337 Ich wasche mein Gesicht. 338 Sie gab mir Späne, ich trocknete mein Gesicht wieder gut. 339 Neben die Knie des Ältesten Hellauge, dorthin setzte ich mich. 340 Sie schöpfte Fleisch in einen eisernen Napf, in den anderen Napf schöpft sie Fett. 341 So setzten wir uns, um zu essen. 342 So essen wir gut. 343 Nachdem wir mit unserem Essen aufgehört hatten, warf sich der Älteste Hellauge ein wenig auf seinen Rücken. 344 Bräutigam-Bewerber, ich habe nicht gefragt, welchen Landes Bewohner du sein magst. 345 Ich bin nicht der Bewohner eines ordentlichen Landes. Ich bin ein Bewohner des Kleinen Landes, ein Dorfbewohner. Du hast vielleicht gehört oder auch nicht von dem Jüngsten der Drei wera? 346 Sein Weib Schwarzauge sagte: "Ältester Hellauge, von diesem Lande ist sein Ruf nicht vernehmbar. Mein Vater sagte (oft): Der Bewohner eines fernen Landes." 347 "Ich bin auf dem Eise fünf Jahre auf dem Meere getrieben. 348 Dann sagte ich: Ich will nicht sterben. 349 Bei xāŕikow lebte ich sieben Jahre --- (dann erzählt er seine Lebensschicksale, die oben dargestellt sind). (Der Schluss fehlt!).